Am Rande des Dritten Weltkriegs: Jeffrey Sachs warnt vor globaler Eskalation

In einer kürzlich geführten Diskussion mit Glenn Diesen warnt der renommierte Ökonom und Politikberater Professor Jeffrey Sachs vor einer eskalierenden globalen Krise, die die Welt an den Rand eines Dritten Weltkriegs bringen könnte. Die Kombination aus eskalierenden Kriegen, wirtschaftlichen Konflikten, sozialen Unruhen und einem Mangel an echter Diplomatie zeichne ein düsteres Bild. Sachs betont, dass die Welt in einer Phase fundamentaler Umwälzungen steht, die sowohl Chancen als auch enorme Gefahren birgt.

Eine Welt in Aufruhr

Sachs beschreibt die derzeitige Lage als äußerst gefährlich. Die Welt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Technologische Fortschritte bieten Potenzial für positive Durchbrüche, und viele Länder, insbesondere in Asien, verbessern ihre Lebensstandards. Doch diese Fortschritte werden überschattet von der Verbreitung nuklearer Waffen, geopolitischen Spannungen und Klimakatastrophen. „Die Welt ist voller Störungen“, sagt Sachs. Klimakatastrophen wie Überschwemmungen in Peking oder Waldbrände in Los Angeles verursachen immense Schäden und verdeutlichen die Dringlichkeit globaler Herausforderungen.

Gleichzeitig sieht Sachs eine Krise der politischen Führung im Westen. In den USA führt Präsident Donald Trump eine unberechenbare Politik ohne langfristige Perspektive, während Europa unter einer Führungsschwäche leidet. „Europa befindet sich im offenen politischen Kollaps“, kritisiert Sachs und verweist auf die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die er als „Schande“ bezeichnet. Besonders das jüngste Handelsabkommen zwischen der EU und den USA zeigt für ihn die Unterwerfung Europas unter amerikanische Interessen. „Europa hat alles aufgegeben, obwohl es mit 450 Millionen Menschen eine größere Region als die USA ist“, betont er.

Der Verlust europäischer Unabhängigkeit

Sachs sieht den Verlust der europäischen Unabhängigkeit als zentralen Faktor für die derzeitige Krise. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe Europa zunächst einen Weg des Friedens und der Zusammenarbeit eingeschlagen, etwa durch die Gründung der Europäischen Gemeinschaft. Führende Politiker wie Willy Brandt plädierten für eine Kooperation mit dem Osten, um den Kalten Krieg zu überwinden. Doch seit dem NATO-Gipfel in Bukarest 2008, als die NATO die Aufnahme der Ukraine und Georgiens beschloss, habe Europa seine Eigenständigkeit verloren. „Europa ist seitdem ein Vasall der USA“, sagt Sachs. Deutsche Kanzler wie Angela Merkel und Olaf Scholz hätten sich den US-Interessen unterworfen, während Parteien wie die AfD, die Frieden fordern, als extremistisch diffamiert würden.

Die westliche Politik sei von einer „wahnhaften Russophobie“ geprägt, die rationale Diskussionen verhindere. „Wenn man die NATO-Erweiterung oder das Scheitern der Minsker Abkommen anspricht, wird man als Putin-Apologet beschimpft“, kritisiert Sachs. Diese Haltung habe Europa in eine Sackgasse geführt: Es sei wirtschaftlich von den USA abhängig, habe die Beziehungen zu Russland und China abgebrochen und stehe nun isoliert da.

Die Illusion der US-Hegemonie

Die Arroganz der US-Politik sei ein Haupttreiber der globalen Krise. Seit dem Ende der Sowjetunion 1991 glaubten die USA, als einzige Supermacht die Welt nach ihren Vorstellungen gestalten zu können. Die Neokonservativen, unterstützt von der CIA und anderen Akteuren des „tiefen Staates“, hätten diese Vorstellung von einer unipolaren Weltordnung vorangetrieben. „Die USA sehen sich als Weltpolizist, der alles diktieren kann“, sagt Sachs. Diese Haltung zeigt sich in Trumps Ultimaten, wie der Drohung mit Sanktionen gegen Russland innerhalb von zehn Tagen oder seiner Forderung nach einem Waffenstillstand in der Ukraine, der keinen dauerhaften Frieden bringt.

Sachs kritisiert, dass Trump zwar privat die NATO-Erweiterung als Provokation anerkenne, dies aber nicht öffentlich ausspreche. „Ein echter Führer würde erklären, dass die NATO-Erweiterung ein Fehler war und die Ukraine neutral bleiben muss“, sagt er. Stattdessen setze Trump auf Konfrontation, was die Gefahr eines direkten Konflikts mit Russland erhöhe. Ähnliches gelte für den Nahen Osten, wo die USA Israels Vorgehen in Gaza unterstützen. „Israel begeht einen Völkermord, und die USA sind mitschuldig“, sagt Sachs. Er fordert ein sofortiges Ende der US-Waffenlieferungen an Israel und die Schaffung eines palästinensischen Staates.

Der Weg in den Krieg

Sachs teilt die Einschätzung von Steve Bannon und Papst Franziskus, dass die Welt bereits in einer Art Drittem Weltkrieg stecken könnte. „Die Gefahren sind unübersehbar“, sagt er. Die neun nuklear bewaffneten Staaten, darunter die USA, Russland, China und andere, machten die Welt zu einem multipolaren Pulverfass. Ultimaten, wie sie Trump gegen Russland oder im Nahen Osten ausstoße, erinnerten an die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs, als die Forderungen des Habsburgerreichs an Serbien zur Eskalation führten. „Ultimaten sind der Weg in den Krieg“, warnt Sachs.

Ein Plädoyer für Diplomatie

Um die Krise abzuwenden, fordert Sachs eine Rückkehr zur Diplomatie. „Große Mächte müssen einander respektieren und auf Augenhöhe verhandeln“, sagt er. Europa müsse seine Unabhängigkeit zurückgewinnen und mit Russland und China sprechen, anstatt sich den USA zu unterwerfen. In der Ukraine brauche es eine Friedenslösung, die die Ursachen des Konflikts – wie die NATO-Erweiterung – angeht, statt nur einen Waffenstillstand. Im Nahen Osten müsse die internationale Gemeinschaft Israel zur Verantwortung ziehen und einen Zwei-Staaten-Lösung umsetzen.

„Die Welt steht an einem Scheideweg“, sagt Sachs. Die derzeitige Arroganz und das Fehlen echter Diplomatie führten in eine gefährliche Richtung. Doch ein neuer multilateraler Ansatz, der auf gegenseitigem Respekt basiert, sei möglich. „Wir müssen eine neue Weltordnung schaffen, die Kooperation statt Konfrontation fördert“, appelliert er.

Fazit

Jeffrey Sachs’ Analyse ist ein dringender Weckruf. Die Welt steht vor einer beispiellosen Krise, die durch die Arroganz westlicher Politik, insbesondere der USA, und die Unterwerfung Europas verschärft wird. Ohne einen Kurswechsel hin zu echter Diplomatie droht eine weitere Eskalation, die katastrophale Folgen haben könnte. „Die Doomsday Clock zeigt 89 Sekunden vor Mitternacht – näher am Abgrund waren wir nie“, schließt Sachs.

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