Das Republik-Interview mit UNO-Botschafter Melzer ist wichtig, belegt aber für Beobachter letztlich vor allem die Uninformiertheit und Naivität auf allen Seiten: der Journalisten (siehe Fragen), der Leser (siehe Kommentare), und des Botschafters selbst (siehe Antworten).
Dass das schwedische Verfahren gegen Assange politisch und nicht juristisch motiviert war, ist seit bald acht Jahren bekannt. Dass die britischen Behörden Druck auf die schwedischen Behörden ausübten, ist bereits seit über zwei Jahren durch FOIA-Dokumente belegt.
Traditionelle Medien haben darüber indes kaum je berichtet.
Die wirklichen Fragen bleiben zudem ungestellt und unbeantwortet: Waren die Ereignisse in Schweden im August 2010 eine Geheimdienstfalle, und war der 2016 ermordete DNC-Mitarbeiter Seth Rich die Wikileaks-Quelle für die E-Mails der Demokratischen Partei.
Ein Analyst des privaten US-Geheimdienstes Stratfor sprach in – von Wikileaks geleakten – internen E-Mails offen von einer »CIA-Honigfalle«, mit der Assange damals nicht zufällig in Schweden geschnappt wurde. »Die Russen hätten ihn umgebracht«, fügte er hinzu.
Und dass die DNC-E-Mails, die zum Fall von Hillary Clinton beitrugen, nicht »vom GRU gehacked« wurden, ist ebenfalls seit über zwei Jahren IT-forensisch belegt: die Transfergeschwindigkeit war viel zu hoch und entsprach der Kopie auf einen lokalen USB-Stick.
Es ist gut, dass nun wenigstens der humanitäre Aspekt thematisiert und eine Freilassung gefordert wird, aber der Fall von Julian Assange reicht noch deutlich tiefer und weiter. Nur werden das Leser traditioneller Medien wohl niemals erfahren.
Quelle: Swiss Propaganda Research