Ein Bericht von Caitlin Johnstone
„Krieg ist gut fürs Geschäft“.
So lautet das Zitat eines leitenden Angestellten der Rüstungsindustrie in einem kürzlich erschienenen Reuters-Artikel mit dem Titel „Auf der Londoner Waffenmesse sind globale Kriegsängste gut fürs Geschäft“ über Europas größte Waffenmesse, die alle zwei Jahre stattfindende Defence and Security Equipment International. Es wird Sie wahrscheinlich nicht überraschen, dass Reuters den Namen des Kriegsprofiteurs, dessen Zitat die Schlagzeile inspirierte, nicht nennt.
Der Artikel beschreibt die Art und Weise, wie der Krieg in der Ukraine und die Brinkmanship in Taiwan zu steigenden Gewinnen für den militärisch-industriellen Komplex führen, wobei das Vereinigte Königreich seine Waffenexporte bis 2022 verdoppelt und die weltweiten Militärausgaben in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich weiterhin um vier Prozent pro Jahr steigen werden. Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts werden die europäischen Militärausgaben allein im Jahr 2022 um 13 Prozent steigen und die globalen Gesamtausgaben auf ein Allzeithoch von 2,24 Billionen Dollar bringen.
„Wir haben extrem viel zu tun“, sagt ein begeisterter Verkaufsleiter eines Panzerstahlunternehmens gegenüber Reuters.
An executive from the arms industry tells Reuters "war is good for business".
— Dimitri Lascaris (@dimitrilascaris) September 18, 2023
And in Europe, business is booming.
In 2022, European military spending increased by 13%, bringing total global spending to an all-time high of $2.24 trillion.https://t.co/bTMQv0WdwP
Krieg ist gut fürs Geschäft, und es wird erwartet, dass es noch besser wird. Die Aktie des weltgrößten Rüstungsunternehmens Lockheed Martin ist im vergangenen Jahr um satte 37 Prozent gestiegen – unterstützt durch vom Steuerzahler finanzierte Aktienrückkäufe – und in einem Bericht mit dem Titel „Lockheed Martin: Huge Growth Ahead“ (Lockheed Martin: Riesiges Wachstum steht bevor) sagte ein Investmentanalyst von AlmaStreet Capital im vergangenen Monat voraus, dass die massiven Gewinne von Lockheed nur weiter steigen werden. Der Autor des Artikels bezeichnete die eskalierten geopolitischen Spannungen in der aktuellen politischen Atmosphäre als „die günstigste Bedingung, unter der Lockheed Martin überhaupt operieren könnte“ und schreibt Folgendes:
„Die Regierungen weltweit erhöhen ihre Verteidigungs- und Sicherheitsbudgets angesichts der weltweit zunehmenden geopolitischen Spannungen. Die US-Regierung bildet da keine Ausnahme. Als größter Auftragnehmer der US-Regierung ist Lockheed Martin sicherlich der größte Nutznießer des erhöhten Verteidigungshaushalts. Angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen im 2. Quartal 23 bereits ein Nettoumsatzwachstum von etwa 8 % im Jahresvergleich erreicht hat, glaube ich, dass die eskalierenden geopolitischen Spannungen zusammen mit den sich entspannenden makroökonomischen Bedingungen Lockheed Martin bis zum Jahresende ein zweistelliges Nettoumsatzwachstum ermöglichen werden.“
Kein Wunder also, dass Lockheed-CEO James Taiclet die jüngste Erhöhung des US-Militärbudgets als „das beste Ergebnis, das sich unsere Branche oder unser Unternehmen wünschen kann“ bezeichnete. Es geht um ein riesiges Vermögen, wenn Regierungen sich dafür rüsten, eine große Zahl von Menschen zu töten.
Investment analyst says Lockheed Martin is still poised for "huge growth," with the current escalation in geopolitical tensions being "the most favorable condition that Lockheed Martin could possibly operate under" pic.twitter.com/L4komXMFrj
— Michael Tracey (@mtracey) September 15, 2023
Es gibt ein bekanntes Zitat: „Es ist kein Maß für Gesundheit, sich in einer zutiefst kranken Gesellschaft wohlzufühlen“, das gemeinhin Jiddu Krishnamurti zugeschrieben wird, aber wahrscheinlich von Kurt Vonneguts Sohn Mark stammt. Immer wenn ich Berichte wie diesen über Konzerne lese, die mit Tod, Leid und extrem gefährlichen Handlungen zwischen Militärmächten Milliarden verdienen, schwirrt mir dieser Satz von einer zutiefst kranken Gesellschaft“ im Kopf herum.
Es ist schwer, sich eine kranke Gesellschaft vorzustellen, in der Unternehmen nicht nur von Krieg und Militarismus profitieren, sondern durch Wahlkampfspenden, Lobbyarbeit und die Finanzierung einflussreicher kriegstreiberischer Denkfabriken sogar noch mehr davon fördern dürfen. Das ist nicht weniger schlimm, als wenn Konzerne Ausländer wie Vieh abschlachten und ihre Körperteile gewinnbringend in industriellem Maßstab verkaufen dürften; der einzige Unterschied ist der Zahlungsplan. Und doch werden die Leute, die das tun, als angesehene Arbeitsplatzbeschaffer gefeiert, anstatt sie wie die Monster, die sie sind, in Käfige zu sperren.
Dies ist nicht die Art von Zivilisation, die wir anstreben sollten, um gut angepasst zu sein. Es ist kein Zeichen von Gesundheit, sich auf eine Gesellschaft einzustellen, in der jemand Milliardär werden kann, indem er Massenmordwaffen verkauft, nachdem er die Regierung dazu gebracht hat, diese Morde zu begehen. Es ist kein Zeichen von Gesundheit, wenn man sich an eine Gesellschaft gewöhnt, in der der militärisch-industrielle Komplex Informationen durch die Medien schleust, um seine tödlichen Produkte und Pläne zu fördern. Es ist kein Zeichen von Gesundheit, sich an eine Gesellschaft zu gewöhnen, in der kriegsgewinnlerische Unternehmen in einem Stellvertreterkrieg, der vom Westen provoziert wurde, riesige Quartalsgewinne einfahren können, während sie gleichzeitig ein Vermögen in Denkfabriken stecken, die dazu beigetragen haben, die Zustimmung zu diesen Provokationen herzustellen, und die die Aktionen des Westens für die Medien in ein positives Licht rücken.
Wenn diese Gesellschaft etwas so Verwerfliches wie den militärisch-industriellen Komplex hervorbringen kann, dann ist sie nicht die Art von Gesellschaft, in die wir uns einfügen sollten. Das ist die Art von Gesellschaft, in der wir wie ein wunder Daumen herausstechen sollten. Die Art von Gesellschaft, in der wir gegen den Strom schwimmen sollten, wenn alle anderen mit ihm schwimmen. Die Art von Gesellschaft, in der wir ein klares NEIN zu Dingen sagen, zu denen alle anderen ja sagen.
Diese Gesellschaft ist so spektakulär gescheitert, wie nur irgendetwas scheitern kann. Wir leben in einer bewusstseinsgesteuerten Dystopie, in der Kriegsprofiteure die öffentliche Politik lenken, in der die gesamte Biosphäre dem Holzhacker des globalen Kapitalismus zum Fraß vorgeworfen wird, während wir mit hoher Geschwindigkeit auf ein nukleares Armageddon zusteuern. Dies ist die wahnsinnigste Zivilisation, die man sich vorstellen kann. Wir sollten den Dissens und die Abweichung von ihr so weit wie möglich suchen.
(alle Links im Originalbeitrag)
