Ein paar richtig harte Schweizer Touren
Erschienen auf Bluewin.ch
Wandern tut nicht nur Körper und Seele gut. Extremwandern als neue Herausforderung.
Je nach dem heisst das: Die Strecke ist marathonmässig lang, besonders steil, total unwegsam oder schlicht schwindelerregend – jedenfalls nichts für alle jene, die sich nach einer Stunde wandern nach einem gemütlichen Berggasthof umsehen. Erfahrene Hikker wissen: Zur Ausrüstung gehören nicht nur gute, eingetragene Schuhe, sondern auch die passende Kleidung, Rucksack, Verpflegung und eine Notapotheke.
Man sollte aber auch fit sein für solche harte Wandertouren. Und das geht nicht ohne vorheriges Training, indem man beispielsweise immer mal wieder eine längere beziehungsweise anstrengendere Wanderung unternimmt. Dann aber kann es losgehen.
1. Die Höchste
Die Rundsicht ist atemberaubend: Auf dem Gipfel des Barrhorns im Walliser Turtmanntal auf 3610 Metern über Meer sieht man vom Aletschhorn über den Mont Blanc bis zum Weisshorn und den Turtmanngletscher.
Das ist aber nicht alles. Das Barrhorn ist auch der höchste Wandergipfel Europas. Das heisst, er kann ohne Seil und Pickel erstiegen werden. Trotzdem: Es geht richtig steil hinauf, und für die zweieinhalb Höhenkilometer, die zu überwinden sind, braucht man je nach Kondition rund 13 Stunden.
2. Die Extreme
Die Via Alpina führt von Vaduz bis nach Montreux, überquert 14 Alpenpässe und überwindet 23‘600 Höhenmeter – ganz schön happig. Aber auch wenn man «nur» eine einzelne Etappe erwandert, geht das richtig in die Wädli. Etappe 7 von Engelberg nach Altdorf ist 30 Kilometer lang und es gilt 2100 Höhenmeter zu überwinden. Dafür sind gut trainierte Wandervögel knapp elf Stunden unterwegs.
3. Die Luftige
Die längste Fussgänger-Hängebrücke der Welt ist 494 Meter lang und verbindet Zermatt und Grächen. Die Charles-Kuonen-Brücke ist aber nicht nur lang, sondern auch sehr hoch. Sie schwebt 85 Meter über dem Grund. Und als ob das nicht genug wäre: Den Abgrund kann man durch das Trittgitter sehen. Wer da rüber will, sollte also wirklich hundert Prozent schwindelfrei sein. Immerhin muss man dank einem eingebauten Dämpfungssystem nicht auch noch damit rechnen, dass die Brücke ins Schwingen kommt.
4. Die Eisige
12 Kilometer und 1000 Höhenmeter, meist talwärts: Das wäre auf einem Wanderweg relativ leicht zu schaffen. Nicht aber auf Eis. Die Gletscherwanderung über den Pers- und Morteratschgletscher im Oberengadin jedenfalls hat es in sich.
Ab der Bergstation Diavolezza wandert man unter kundiger Führung nicht nur auf dem glitschigen, zerklüfteten Eis, sondern erklimmt auch Moränen, muss sich auf Spalten konzentrieren und sieht sich mit mächtigen Eisabbrüchen konfrontiert. Da bleibt kaum Musse für einen Blick auf Piz Bernina und Piz Palü, die majestätisch in den Himmel ragen.
5. Die Exponierte
Der Balfrin-Höhenweg von Saas-Fee nach Grächen bietet nicht nur eine tolle Aussicht aufs Fletschhorn, sondern einiges an Nervenkitzel. Brücken, Galerien, Geröllhalden und Felsstürze, und dazu auch noch exponierte Passagen, die mit Drahtseilen gesichert sind, fordern den Wanderer ziemlich heraus. Und das über Stunden. Denn für die rund 17 Kilometer muss mit einer Wanderzeit von etwa acht Stunden gerechnet werden.
6. Die Eiserne
Der Lisengrat am Säntis wäre ohne ganz viel Eisen gar nicht zu bewältigen: Drahtseile, Treppenstufen und Tritthilfen machen diesen Felsgrat zwischen Säntis und Rotsteinpass erst passierbar. Ohne Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist man hier verloren. Vier Kilometer mit einem Auf- und Abstieg von 360 Metern sind nichts für schwache Beine, denn selbst ambitionierte Bergwanderer brauchen dafür zwei bis drei Stunden.
7. Die Mehrtägige
Fünf Tage, vier Berghütten und zahlreiche Seen: Das Trekking di laghetti alpini im hintersten Winkel des Maggiatals ist eine Roundtour von 63 Kilometern. Über sechs Stunden dauert die erste Etappe und ist damit die strengste. Aber auch an den anderen vier Tagen ist man mehrere Stunden unterwegs. Da hat man sicher Appetit auf Spareribs, Risotto oder Polenta, die man in den Berghütten serviert bekommt.
8. Der Klassiker
Sie gilt als Königsetappe der Via Alpina, die Route von der Griesalp übers Hohtürli zur Blüemlisalphütte auf 2834 Meter über Meer zum Oeschinensee und nach Kandersteg.
Anfangs nur leicht ansteigend wird es steiler und steiler und manche Abschnitte können nur dank Treppen bewältigt werden. Aber auch der Abstieg ist nicht ganz einfach. Um Misstritte zu vermeiden, braucht es viel Konzentration. 17 Kilometer sind es insgesamt, mit über sieben Stunden sehr anstrengende Wanderzeit muss man dafür rechnen.