Der Bundesrat bewirbt sehr agressiv die neue Corona-App.
Warum?
Die App soll Sie warnen, wenn Sie einer mit Corona infizierten Person zu nahegekommen sind. Das ist offenbar eher unsinnig. Die App kann nur warnen, wenn Ihr Smartphone einem anderen Smartphone nahegekommen ist, das einer Person gehört, die:
1. positiv auf Corona getestet wurde,
2. die App nicht nur installiert, sondern zum Zeitpunkt des Kontaktes auch aktiviert hatte,
3. ihr Smartphone bei sich trug und
4. die positive Testmeldung brav in die App eingetragen hat.
5. müssen die unter 2. und 3. genannten Voraussetzungen auch bei Ihnen zu diesem Zeitpunkt zugetroffen haben. Nun ist allgemein bekannt, daß es neben den positiv getesteten Personen eine „Dunkelziffer“ gibt.
Die bekannten Schätzungen bewegen sich vom fünf- bis zehnfachen der per Test identifizierten Fälle oder noch höher. Wenn die Dunkelziffer nur das fünffache beträgt, kann die App also nur durchschnittlich einen von sechs Fällen erkennen, in denen Sie Kontakt zu einer infizierten Person hatten. Wenn die Bedingungen 2. bis 4. bei immerhin 50 Prozent der Bevölkerung alle erfüllt sind — was eine hohe Schätzung zu halten ist —, halbiert sich die Trefferquote nochmals: Sie werden in 1/12, also 8,33 Prozent aller kritischen Fälle gewarnt.
Toll.
Gut vorstellbar wäre auch folgende Konstellation: Die Dunkelziffer beträgt das zehnfache der gemeldeten Fälle; zwei zufällige Kontaktpartner aus der Allgemeinbevölkerung haben jeweils eine 30-prozentige Wahrscheinlichkeit der Erfüllung aller obigen Bedingungen; dann liegt die durchschnittliche Trefferquote bei 1/11 mal 0,3 mal 0,3, also bei 0,82 Prozent.
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Beitrag zur Pandemiebekämpfung!