Das alternative Medium Free21 hat auf einen interessanten und bislang nicht beachteten Aspekt des sogenannten Taurus-Leaks verwiesen. In einem auf der Plattform Invidious veröffentlichten Gespräch betonten Chefredakteur Dirk Pohlmann und der stellvertretende Chefredakteur Tobias Augenbraun, dass die deutschen Offiziere offenbar ihre Pläne zum Angriff auf die russische Krimbrücke mit den US-amerikanischen „Verbündeten“ besprachen, noch ehe sie diese ihrer eigenen politischen Führung vorstellten – und zwar bereits im Oktober 2023.
Im Transkript des Gesprächs finden sich die Namen Schneider und Wilsbach. Bei diesen handelt es sich um die US-Generäle Kevin B. Schneider und Kenneth S. Wilsbach. Schneider ist seit Kurzem Kommandeur der US-Luftstreitkräfte im Pazifik, Wilsbach war sein Vorgänger.
Am Anfang des Gesprächs berichtet Brigadegeneral Frank Gräfe, Abteilungsleiter für Einsätze und Übungen im Kommando Luftwaffe in Berlin, Oberstleutnant Sebastian Florstedt von seinem derzeitigen Aufenthalt in Singapur. Dabei wird deutlich, dass die Offiziere den Gegenstand ihres Gesprächs auch mit den US-Generälen besprochen haben:
„Gräfe: Ja, aber deshalb hab ich jetzt auch, das ist natürlich das Geile bei so Veranstaltungen, da triffst du ja Gott und die Welt. Und ich hab diesen Schneider heute getroffen, das ist ja der Nachfolger von dem Wilsbach … und dem hab ich schon mal von unserem Plan erzählt.
Florstedt: Nice.
Gräfe: Und dann muss ich … wann ist jetzt, wann ist nochmal deine Reise nach Alaska?
Florstedt: Ähm, Showtime wird sein der 19. März. Ich reise am Wochenende an, 19. März, Dienstag, bin ich … Montag/Dienstag bin ich schon da. So …
Gräfe: Hm. Ja.
Florstedt: Solltest du da noch mal vorbeimüssen, meinst du, oder was?
Gräfe: Ja, ich muss da tatsächlich noch mal hin, wie gesagt. Der ist ja erst zwei Wochen im Amt und der wusste gar nicht, wovon ich rede. Und deshalb hab ich gesagt, dann komm ich lieber noch mal vorbei, weil das war ja Oktober, wo wir dem Wilsbach das alles vorgestellt haben.“
Das geleakte Gespräch der deutschen Offiziere diente der Vorbereitung eines Treffens mit dem deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius, bei dem diesem das Thema der Lieferung der Taurus-Marschflugkörper ohne „irgendwie Show-Stopper“ nahegebracht werden sollte. Für Pohlmann wirft die vorherige Abstimmung mit den US-Generälen die Frage auf, wer die Bundeswehr wirklich führt.
Pohlmann macht sich dabei über die Sprache der hohen Bundeswehroffiziere lustig, die offenbar auch viel über deren Denken aussagt:
„Wir müssen uns daran gewöhnen. Dieses Gespräch zwischen den deutschen Offizieren klingt, als wenn sich eine Runde Börsenmakler unterhält. Es ist halb Englisch. Die reden fast so einen Slang wie gegelte Jungs im Sportwagen, die an die Frankfurter Börse fahren, um dort Geschäfte zu machen. Es ist sehr amerikanisiert. Man sieht, wo die Leute ausgebildet wurden, mit wem sie es zu tun haben. Aus der Sprache, aus der ganzen Diktion, mit der sie reden, ist klar, dass wir es mit halb amerikanisierten Offizieren zu tun haben.“
Pohlmann verweist auf den Umstand, dass die US-Generäle für den Pazifik zuständig sind, also den Schauplatz des wahrscheinlichen Krieges mit China.
Der Journalist verweist auch noch einmal auf das Agieren der deutschen Mainstreammedien und spricht in diesem Zusammenhang von einer „Haltet-den-Dieb-Technik“. Man skandalisiere das „Abhören unter Feinden“ und blende den Inhalt und die Bedeutung des Gesprächs vollkommen aus:
„Das Frappierende ist, vier Monate vorher unterhalten sich diese deutschen Offiziere bereits mit den Amerikanern darüber. Wir erfahren jetzt also, dass Scholz und Pistorius, Pistorius braucht ein Briefing, worum es da eigentlich geht, und er kriegt es vier Monate, nachdem uns deutschen, deutsch-amerikanischen Offiziere nenne ich sie jetzt mal, sich unterhalten haben mit ihren amerikanischen Counterparts. Und da ist jetzt die Frage: Wer ist eigentlich der Vorgesetzte von wem?“
Pohlmann weiter:
„Wir haben ja die politische Entscheidung in Deutschland, dass die Taurus-Flugkörper nicht geliefert werden sollen wegen der Kriegsgefahr von Deutschland. Wir reden hier über die Möglichkeit eines thermonuklearen Krieges, das ist nicht trivial. Was dahintersteht, die unterhalten sich mit Amerikanern, und die Frage ist: Ist Pistorius im Auftrag des Kanzlers unterwegs? Sind diese Offiziere im Auftrag des Kanzlers unterwegs oder im Auftrag von Pistorius? Ist das eine Insubordination innerhalb, also gegen die Militärs da? Haben die ihre eigene Suppe, die sie da kochen, zusammen mit den Amerikanern, ehe die deutsche Regierung etwas davon erfährt? Wie informiert ist die deutsche Regierung und hat sie die Kontrolle über ihre Militärs?“
Eigentlich, so der Journalist, müsse jetzt ein Skandal in Deutschland losgehen, da sich Militärs offenbar über politische Vorgaben hinweggesetzt hätten. Das eigentliche Thema sei, wer hier in Wirklichkeit regiere. Dass die Medien sich in keiner Weise darum kümmern, dass hier etwas komplett schiefläuft, und stattdessen das Geschäft der Regierung betrieben, sei ein weiteres Versagen:
„Man kann hier davon sprechen, dass es mindestens ein Versagen und noch mehr ist, weil die öffentlich-rechtlichen Anstalten sind zum Beispiel dem Publikum verpflichtet, nicht der Regierung. Sie sollen staatsfern sein.“
Pohlmann verweist auf offene Fragen, die beim Anhören des Gesprächs bleiben. So wisse man nicht, warum Oberstleutnant Florstedt nach Alaska reist, und worum es sich bei der „anderen Sache“ handelt, die die Offiziere an dieser Stelle am Anfang des Gesprächs nicht benennen wollen:
„Gräfe: Nee, nee. Ich mein wegen der anderen Sache.
Florstedt: Hm, meinst du Alaska jetzt? Welchen Dienst meinst du jetzt?
Gräfe: Naja, ich meine wegen [unverständlich – Kumalatra?].
Florstedt: Ahso, ja, ähm, das ist jetzt raus aus dem Geschwader. Und P. hat halt Meldefrist bis Ende des Monats noch. Ich hab noch überhaupt kein Feedback. Aber rein theoretisch hatte der Komo heute den Auftrag zu melden.“
Pohlmann bittet seine Zuschauer daher um Mithilfe:
„Weiß jemand, worum es da geht? Weil, sie wollen es nicht benennen, und es ist offenbar wichtig.“
Quelle: deRT