Es wäre Wahnsinn, diese Welt mit denselben Mitteln heilen zu wollen, die ihrer tiefgreifenden Krise zugrunde liegen. Ebenso verfehlt ist es, jenen Eliten die Lizenz zum Retten zu erteilen, die den Karren in der vorangegangenen Epoche in den Dreck gefahren haben. Das grün-liberale Mantra, man müsse „Ökologie und Ökonomie versöhnen“, ist nur Zeugnis einer in der gegenwärtigen Weltlage brandgefährlichen Scheu, sich mit den Machtkartellen anzulegen. Selbstzweifel sind grundsätzlich ehrenhaft, aber nicht zielführend, weil es ja gerade im Interesse der Profiteure der Klima-Katastrophe liegt, Verwirrung unter den Aktivisten zu säen. Es wurde Zeit, dass eine neue Buchveröffentlichung die existenzielle Alternative, vor der wir stehen, klar auf den Punkt bringt. „Die Ökokatastrophe“
Warum gehen viele Menschen den Wandel noch immer so schläfrig und halbherzig an? Stellen sie sich auf den Standpunkt „Besser in bekannten Höllen als in unbekannten Himmeln“?
Wir reagieren auf die Anforderung eines radikalen Wandels mit Angst vor der Veränderung. Es geht letztlich nicht ein bisschen vegan, weniger Fleisch, Elektroautos und CO2-Steuer.
Es geht darum, dass wir einsehen müssen, dass ein Zeitalter vorbei ist und ein neues beginnt, von dem wir noch nicht wissen, wie es aussehen wird. Nur: So geht es nicht weiter. Als klar war, dass die Erde nicht die Sonne umkreist, war das eine fundamentale Änderung des Weltbildes mit weitreichenden Wirkungen. Als klar wurde, dass wir ein Ergebnis der Evolution sind – ebenso. Wir ahnen, dass wir höchstwahrscheinlich nicht die einzige Intelligenz im Universum sind, auch wenn es dafür nüchtern betrachtet keinen Beleg gibt, sondern nur Wahrscheinlichkeiten. Falls sich dabei die Tatsachenlage ändert, wird auch das fundamental sein.
Der Klimawandel ist auch ein weiterer fundamentaler Wandel, im allerhöchsten Maße. Der Mensch ist in der Lage, seinen Lebensraum zu zerstören. Seine Herrschaftsformen spielen mit der nuklearen Vernichtung. Seine Wirtschafts- und Herrschaftsorganisationen zerstören den Lebensraum.
Wir müssen vernünftig werden. Das heißt: moderne Lakota. Wir müssen uns als eine Lebensform begreifen, die ihr Habitat schützen muss. Vor dieser massiven Veränderung haben viele Menschen wohl instinktiv Angst. Sie wollen, dass die Dinge so bleiben, wie sie sind. Wenn die Klimakatastrophe eine große Verschwörung ist, dann muss man keine Angst haben. Man muss nur die Feinde auf den Scheiterhaufen zerren, ganz fest die Augen schließen und hoffen, dass die Realität verschwindet.
Aber das wird nicht funktionieren. Und wer sagt eigentlich, dass die Zukunft, die uns bevorsteht, eine Verschlechterung für unser Leben sein muss? Jede Krise ist eine Chance. Wir können und müssen uns Gedanken über eine bessere, vernünftigere Welt machen. Das Nachdenken über Utopien – wörtlich: „Nicht-Orte“ – ist auf einmal überlebensnotwendig und sehr vernünftig.
Diese Diskussion wollen die Autoren von die Ökokatastrophe mit ihrem Buch anschieben. Sie hoffen darauf, dass sich viele Menschen Gedanken machen – neue, verschiedene, eigene – und dann handeln. Zügig, aber nicht überstürzt. Es geht ums Ganze. Wir haben noch etwa 20 Jahre. Es gibt viel zu tun – packen wir’s an. Weil: Esso hat versagt!