Not everyone is coming to the future – Not everyone is learning from the past
Madonna am ESC. Da sind sich zahlreiche Berichte einig, dass ihr Auftritt desaströs war, Spiegel, Focus und Süddeutsche sprachen von einem Tiefpunkt, einem Fiasko, einer Bankrotterklärung, legten Madonna das Ende ihrer Karriere nahe, in der Welt ist zu lesen, dass ihre Karriere mit diesem Auftritt zerstört sei.
Im Schweizer Boulvardblatt Blick ist immer hin zu lesen, dass ihr Auftritt politisch ware. Doch kein Wort der Aufklärung.
Madonnas Auftritt in Youtube sollte man sich erst nach nachfolgend aufklärender Information anschauen.
Es ging um Zerstörung, um Krieg, um die Gesinnung, die Tod und Gewalt hervorbringt, um Abgründe, um die Aufforderung hellwach zu sein. Es ging um Israel und den 3. Tempel.
Im ersten Teil des Auftrittes, der von einer Art Mönchen in einer Kathedrale eingerahmt war, werden symbolisch die beiden legendären Säulen Jachin und Boas des Salomonischen Tempels hineingetragen, die dann wie Raketenabschussrampen auf der Bühne stehen. Madonna trägt eine Augenklappe, die einige Kommentatoren als Verweis auf Moshe Dayan interpretierten, was sicher richtig ist. Moshe Dayan war Kriegsheld Israels und 1967 im Sechstagekrieg Verteidigungsminister. Die Fotos von ihm in Uniform und Stahlhelm, wie er nach der Eroberung des einst jordanischen Jerusalems mit israelischen Fallschirmjägern den Tempelberg betrat, wo einst der Salomonische und dann der Herodianische Tempel standen, sind ikonische Bilder der israelischen Geschichte. Die berühmte Klagemauer war die Westseite des wichtigsten jüdischen Tempels aller Zeiten.
Nach der Eroberung zerstörten die Israelis das marokkanische Viertel mit Bulldozern, so entstand der heutige Platz vor der Klagemauer, den man aus Fernsehberichten kennt. Auf dem Tempelberg steht der Felsendom und die Al Aqsa Moschee der Muslime. Der Tempelberg ist eine Ansammlung von Heiligtümern und wird von allen 3 monotheistischen Religionen beansprucht, der Felsendom war einst die Kirche der Tempelritter. Es ist ein hochbrisanter Ort, an dem Desaster darauf warten, zu geschehen.
Es gab und gibt Israelis, die den jüdischen Tempel wieder aufbauen wollen, was der Erklärung eines religiösen Krieges gleichkäme. Sie sprechen vom 3. Tempel, denn nach dem salomonischen gab es ja am selben Ort noch den gigantischen herodianischen Tempel. Der 3. Tempel ist ein geladener Begriff, selbst die zionistische Terror oder – je nach politischer Einordnung – die zionistische Unabhängigkeitsbewegung Lechi, die den schwedischen UN Sondergesandten und Retter tausender Juden im 2. Weltkrieg, Graf Folke Bernadotte, ermordete, hatte die Errichtung des 3. Tempels als Endziel ihrer Aktivitäten benannt.
Andere Juden, die Mehrheit, glauben, dass der 3. Tempel erst mit der Ankunft der messianischen Zeit entstehen könne.
Moshe Dayan nannte den Staat Israel den 3. Tempel. Israel hatte im Sechstage-Krieg die arabischen Staaten angegriffen, unmittelbar, nachdem es die ersten 2 Atombomben gebaut hatte. Seitdem war es Atommacht. 1973 wurde Israel im Jom Kippur Krieg von Ägypten und Syrien angegriffen und stand vor der militärischen Niederlage, die Araber waren scheinbar nicht aufzuhalten, den israelischen Streitkräften ging die Munition aus.
In dieser Situation wollte Moshe Dayan, der in Panik geraten war und immer wieder ausrief: „Das ist das Ende des 3. Tempels!“, die israelischen Atomwaffen einsetzen. In den wenigen existenten Berichten wird das meist kleingeredet und schöngefärbt, Dayan habe entweder nur eine nukleare Explosion in der Wüste demonstrieren oder die Waffen nur einsatzbereit machen wollen. US Experten hingegen sprechen davon, dass das israelische Militär seine Atomraketen in Abschussstellung brachte und Flugzeuge mit Atombomben bewaffnete, um Kairo und Damaskus auszulöschen.
Tatsächlich beendete die damalige Präsidentin Golda Meir diese Planungen und erreichte durch die nukleare Drohung eine Zusage der USA, Israel über eine Luftbrücke mit Munition und Waffen zu versorgen und die Niederlage abzuwenden.
Auf diese Ereignisse und die spätere Samson-Option, so heißt die israelische Nuklearstrategie, die selbstmörderische nukleare Vernichtung der gesamten Welt, sollte Israel in Gefahr sein, ausgelöscht zu werden, spielt Madonna mit ihrer Performance an.
Die Darsteller tragen Gasmasken, die Hintergründe zeigen den nuklearen Feuersturm und Ruinen, die an 9/11 und „The Day After“ erinnern, die Darstellung des Atomkrieges im Fernsehen. Es ist viel nuklearer Totentanz und Vernichtung in ihrer Bühnenshow zu sehen. Das ist Bühneneffekt, aber nicht unrealistisch. Seit einigen Jahren sind Hybris, sozialdarwinistische und faschistische Rhetorik, sowie machiavellistische Machtpolitik in Israel zu beobachten.
Am Ende stürzen die Tänzer und Sänger ins Nichts, nur zwei Darsteller mit einer israelischen und palästinensischen Fahne gehen gemeinsam von der Treppe zur Seite. Und als Madonna und der Rapper Quavo rücklings in Nichts stürzen, sagt sie „Wake Up“, was auch als Schrift erscheint.
Erstellt und adaptiert nach einem Beitrag von Dirk Pohlmann bei KenFM in der Tagesdosis vom 21.5.19